Perfect Day | Romy Hausmann {Rezension}

Mit "Perfect Day" von Romy Hausmann habe ich mal wieder zu einem Thriller einer mir bis dato unbekannten Autorin gegriffen. 




Klappentext


Meine kleine Prinzessin. So allein. Du zitterst ja, du armes Ding. Komm mit mir, hab‘ keine Angst. Bei mir bist du sicher. Ich bringe dich an einen geheimen Ort, mein Herz, aber vorher müssen wir hier im Wald noch ein paar rote Schleifen verteilen, schau ...

 

Seit vierzehn Jahren verschwinden Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Rote Schleifenbänder weisen der Polizei den Weg zu ihren Leichen. Vom Täter fehlt seit vierzehn Jahren jede Spur. Eines Abends wird der international renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak im Beisein seiner Tochter Ann verhaftet. Die Anklage: zehn Morde an jungen Mädchen. „Professor Tod“ titelt die Boulevardpresse. Doch Ann wird die Unschuld ihres Vaters beweisen. Für sie und die LeserInnen beginnt eine Reise in die dunkelsten Räume der menschlichen Seele ...


Rezension


Ann kämpft um die Wahrheit, kämpft darum ihre Hoffnung zu bestätigen und die Menschen davon zu überzeugen, dass er, ihr Vater, zu Unrecht verhaftet wurde, zu Unrecht angeklagt wurde. Ann kämpft um ihre Hoffnung, denn sie will, sie kann es nicht glauben. Ihr Vater soll ein Mörder sein, soll der Schleifenmörder sein. Aber er schweigt.


Und so beginnt Ann ihre eigenen Nachforschungen…


Es war mein erstes Buch von Romy Hausmann, aber durch ihren kühl-distanzierten Schreibstil konnte ich sehr gut in die Story hineinfinden. Auch wenn das Buch zu einem Großteil aus der Sicht von Ann geschrieben ist, hat mir doch besonders gut gefallen, dass mit Fortschreiten der Geschichte auch Perspektivwechsel erfolgen, die den Leser zum Ende der Geschichte führen. Es war einfach nicht „straight forward“ vom Beginn bis Ende, sondern ein verwobenes Netz aus unterschiedlichen Erzählsträngen, Perspektiven und Zeitebenen. Es geht eben einfach nicht nur um einen Serienmörder und einen Kommissar. Die Autorin verzichtet weitestgehend auf Effekthascherei. Mit dem „Spiel“ von Schuld und Unschuld auf der einen und der Hoffnung von Ann auf der anderen Seite hat mich die Autorin auf eine ganz andere Art angesprochen. Mir hat eben sehr gut gefallen, dass die Autorin nicht die Angst (vor dem Serienmörder) als spannungserzeugendes Gefühl in den Vordergrund gerückt hat, sondern die Hoffnung von Ann und ihrer inneren Angst von Ann diese könnte sich nicht erfüllen und sie müsste sich der Schuld ihres Vaters, dem Schleifenmörder“ stellen.


Leider war das Buch an einigen Stellen, besonders im ersten Drittel, für mich dann etwas zu langatmig, was für mich im Gegensatz zur kühl-distanzierten Schreibstil stand. Auch habe ich den Ausbau der Charakterstudien der Charaktere als zu gering empfunden. Charaktere müssen mir nicht unbedingt sympathisch sein, ich muss sie nicht mögen um mich in sie hineinversetzen zu können, um die Geschichte aus ihren Augen heraus betrachten zu können. Als wichtig empfinde ich es aber, dass sie soweit herausgearbeitet werden, dass mir dieses sowohl bei Sympathie als auch Antipathie heraus gelingt. Und dies habe ich hier vermisst. Und auf diesen 400 Seiten gab es für einfach zu viele Protagonisten, die so kurz skizziert wurden um den Wiedererkennungswert gewisser Klischees in ihnen zu erzeugen.


Womit ich nicht so gut klargekommen bin, ist das Cover. Nicht die Gestaltung, diese passt perfekt zu den vorherigen Thrillern der Autorin „Liebeskind“ und „Martha schläft“. Nein, was mich gestört hat, war die Textur die auf dem Cover im Bereich des Herzens und am unteren Rand aufgebracht ist. Einfach nicht meins, es hat mich immer irgendwie an das Gefühl von derbem Samt erinnert und Samt mag ich einfach nicht gern anfassen.

Fazit


Ich habe vorher noch kein Buch der Autorin gelesen, aber da es auf der Bestsellerliste und ich sehr viele sehr gute Kritiken dazu gelesen habe, waren auch meine Erwartungen an das Buch entsprechend groß. Doch leider konnte es mich nicht zu hundert Prozent überzeugen. Der Wechsel von Zeitebenen und Perspektiven hat mir sehr gut gefallen: durch seinen Aufbau und die eingebauten psychologischen Hintergründe einmal eine etwas andere Herangehensweise mit viel Potential. Am Ende war es mir dann aber eben doch von allem ein wenig zu viel: zu viel klischeebehafte Charaktere, eine Handlungsebene zu viel, an manchen Stellen zu konstruiert um glaubwürdig zu wirken.

 

Kurzfazit


„Weniger ist manchmal mehr“ - Raffiniert konstruierter Thriller mit viel Spannungspotential, aber mit ein paar Längen und Klischees zu viel


Bewertung


3,75/5 



Zum Buch



        Titel: Perfect Day

        AutorIn: Romy Hausmann

        Verlag: dtv Verlag

        Erscheinungsdatum: 2. Edition (12.01.22)

        Seitenzahl: 416 Seiten

        ISBN: 978-3423263153

Viele Grüße,

Mandy