Das Buch „Normale Menschen“ von Sally Rooney habe ich über den Buchclub „Mädelsdielesen“ kennengelernt. Es wurde als unser Buchclub-Buch für Januar 2022 ausgewählt.
Klappentext
Die Geschichte einer intensiven Liebe: Connell und Marianne
wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon
alles, was sie gemein haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der
Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden
miteinander reden, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. Und auch
später, an der Universität in Dublin, werden sie, obwohl sie versuchen,
einander fern zu bleiben, immer wieder magnetisch, unwiderstehlich voneinander
angezogen. Eine Geschichte über Faszination und Freundschaft, über Sex und
Macht.
»Süffig, klug und absolut klischeefrei« Ijoma Mangold / DIE ZEIT (13. August 2020)
Rezension
Meiner Rezension möchte ich eine Triggerwarnung voranstellen, die Geschichte von Connell und Marianne behandelt sehr viele sensible Themen wie Alkohol– und Drogenkonsum, häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Selbstmord, Depression, teilweise auch Essstörung und generell um falsche und schlechte Freundschaften und Beziehungen. Der Erzählung wird eine solche leider nicht vorangestellt, was ich aber als durchaus sinnvoll erachte. Noch mehr nachdem zwischen der Beendigung des Buches und dem Niederschreiben meines Eindruckes dazu noch doch schon ein paar Tage vergangen sind
.
Aber zurück zu Connell und Marianne…
Die Erzählung startet im Abschlussjahr von Connell und Marianne.
Beide besuchen die gleiche Schule in einer Kleinstadt in Westirland. In dieser
Zeit ist Connell, welcher es zusammen mit seiner Mutter nicht sehr einfach har,
ein recht beliebter Schüler, während Marianne, obwohl sie aus einem besseren
Hause stammt, eher am Rande steht, was für sie aber nicht gerade von Bedeutung
ist, man kann schon sagen, dass es ihr egal ist.
Trotz dieses sozialen Unterschiedes haben Connell und
Marianne eine Beziehung an, welche aber unter keinem guten Stern steht.
Nach einem Zeitsprung, welcher im Laufe der Erzählung immer
wieder und in unterschiedlicher Länge erscheint, Connell und Marianne besuchen
nun das gleiche College, haben sich die Rollen der beiden Protagonisten vertauscht.
Nun ist Marianne eine beliebte Studentin, während Connell Schwierigkeiten hat
Anschluss zu finden. Aber die Verbindung zwischen Connell und Marianne blieb
erhalten und beide gehen wieder eine Beziehung zu einander ein. Jedoch auch zu
diesem Zeitpunkt, steht diese nicht unter einem guten Stern.
Bis zu diesem Zeitpunkt fand ich das Buch sehr
vielversprechend, insbesondere den Wechsel der sozialen Stellung der
Protagonisten. Wie ich aber bereits eingangs schrieb, werden durch Sally Rooney
sehr viele Themen in die Erzählung aufgenommen. Sie thematisiert die Tiefe der
ersten Liebe, Sex, aber auch Themen wie Klassendenken, Chancengleichheit,
Depression, Ausgrenzung, Gewalt in Beziehungen, Alkohol- und Drogenkonsum. Jedoch
steht stehts die Beziehung, schon fast eine Art Seelenverwandtschaft, von
Connell und Marianne im Mittelpunkt der Erzählung. Leider hat die Kommunikation
der beiden dabei keinen Tiefgang. Entweder Themen, Gedanken, Gefühle werden nur
oberflächlich oder eben oftmals gar nicht kommuniziert. Und so kommt es wie es
kommen muss. Die Beziehung der beiden scheitert wieder und wieder und wieder.
Dieses immer wieder Scheitern der beide in ihrer Beziehung war
für mich ab einen gewissen Punkt einfach nur noch unverständlich. Die Story war
für mich ab einem gewissen Zeitraum nur noch eine Aneinanderreihung von Beziehungsversuchen
der beiden, das Ankratzen von Themen ohne auch nur eines tiefergehend zu
bearbeiten und den Protagonisten dabei eine gewissen soziale, geistige und
zwischenmenschliche Entwicklung zuzugestehen. Beide Charaktere blieben für mich
die gesamte Erzählung über farblos ohne Selbstreflexion.
Diesen Eindruck hat dann der für mich ungewohnte Schreibstil der
Autorin noch verstärkt. Er unterscheidet sich definitiv von anderen Büchern
dieses Genres. Der Schreibstil ist sehr geradlinig, was an für sich nicht
schlecht sein muss. Ich hatte aber den Eindruck die ganze Zeit nur nach einander
erzählte Episoden zu lesen ohne wirkliche Verbindung. Dies wurde durch die
Zeitsprünge in der Handlung noch verstärkt. Alles wird nur kurz und knapp
beschrieben, Dialoge gibt es nicht, Kommunikation findet nicht statt. Die
Autorin hat die wörtliche Rede
nicht mit Satzzeichen hervorgehoben. Oft wusste man nicht, ob es nur
Gedanken oder ausgesprochene Worte der Protagonisten sind. Die Erzählung
erfolgt immer nur indirekt.
Aber was mir definitiv, fehlte waren Emotionen, Gefühle, Gedanken,
Reflexionen. Das Buch schneidet wie schon gesagt viele sensible Themen an ohne
sich dabei wirklich auch nur mit einem tiefer auseinanderzusetzen. Alles wird
nur stumpf nacheinander abgearbeitet.
Fazit
Wie Ihr auf dem Foto zur Rezension sicher schon erkannt hat,
gibt es im Buch doch die ein oder andere Stelle, die ich mir markiert habe.
Stellen an denen eines der oben genannten Themen aufgegriffen wurde und ich dachte
über dieses Thema eine Verbindung zu Connell und Marianne und ihrer Geschichte
aufbauen zu können. Leider ohne Erfolg.
Den Anfang fand ich noch ganz vielversprechend, je weiter die
Geschichte fortschritt, desto uninteressierter wurde ich und am Ende hatte ich echt
Mühe das Buch nicht abzubrechen. Die Kernaussage des Buches muss wohl an mir vorbeigegangen
sein.
Da es mein erstes Buch im Buchclub bei #mädelsdielesen war und auch das erste Buch aus diesem Genre, hatte ich wirklich gehofft in die Geschichte hineinzufinden, zumal das Buch ja doch sehr gehypt wurde. Und so machte mich der fehlende Tiefgang im Umgang mit den Themen, die ja wirklich Potenzial haben, am Ende nur traurig. Ich bin tatsächlich sehr enttäuscht, kann ich den großen Hype nicht nachvollziehen.
Ich denke Frau Rooney und ihr Still und ich passen nicht
wirklich zusammen. Ein weiteres Buch von ihr werde ich erstmal nicht lesen.
Kurzfazit: „EIN BUCH OHNE TIEFE".
Bewertung
Dem Genre selbst möchte ich noch eine Chance geben, auch wenn
ich nach Beendigung des Buches erst dachte es liegt einfach am Altersabstand
zwischen mir und den Protagonisten. Nachdem ich aber auch noch einige weitere nicht
so positive Eindrücke über das Buch gelesen habe, denke ich wirklich das Genre
hat eine weitere Chance verdient.
Zum Buch
Titel: Normale Menschen
AutorIn: Sally RooneyVerlag: Luchterhand Literaturverlag
Erscheinungsdatum: Deutsche Erstausgabe Edition (17. August 2020)
Seitenzahl: 320
ISBN: 978-3630875422
Genre: Gegenwartsliteratur, Liebesroman