Grenzfall – In den Tiefen der Schuld (Jahn und Krammer ermitteln 4) | Anna Schneider {Rezension}

Mit Grenzfall – In den Tiefen der Schuld, dem vierten Band ihrer „Jahn und Krammer ermitteln“-Krimireihe, erschienen im Januar 2024 im S. Fischer Verlag, entführt die Autorin Anna Schneider ihre LeserInnen in die Grenzregion der bayrischen Voralpenregion und dem österreichischen Tirol, wo das deutsch-österreichische Ermittlerteam Alexa Jahn und Bernhard Krammer ein weiteres Mal getrennt, aber dennoch gemeinsam in einem sehr persönlichen Fall ermittelt.


Klappentext

Chefinspektor Bernhard Krammer steht geschockt in der Wohnung seiner Kollegin Roza Szabo in Innsbruck. In ihrem Wohnzimmer liegt eine männliche Leiche mit einer Tauchermaske. Doch von Roza selbst fehlt jede Spur. Was ist geschehen? Warum hat sie nicht die Kollegen alarmiert, sondern ist wie vom Erdboden verschwunden? 

Als klar ist, dass Roza das letzte Mal am Walchensee gesehen wurde, bittet Krammer Oberkommissarin Alexa Jahn von der Inspektion Weilheim um Hilfe. Aber Rozas Spur verliert sich am See.

Die Ermittlungen geraten zusehends ins Stocken, doch eines wird immer klarer: Jemand ist hinter Roza her. Und wenn Alexa und Krammer sie nicht rechtzeitig aufspüren können, wird sie mit ihrem Leben bezahlen.


Rezension

Lassen Sie sich mit der Grenzfall-Serie auf die dunkle Seite der Alpen entführen. Allerfeinste Krimiunterhaltung! - Romy Fölck - 

Besser könnte ich es auch nicht sagen… 100% Zustimmung!

Aber worum geht es (wie gewohnt nur ganz kurz, denn wer mag schon Spoiler): Auch in Band 4 der „“-Reihe ermittelt das Tochter-Vater-Gespann Alexa Jahn & Bernhard Krammer, auch wenn sich beide in dieser Konstellation erst noch zurechtfinden müssen, in einem besonders für Bernhard Krammer sehr persönlichen grenzüberschreitenden Vermisstenfall. Seine Kollegin beim LKA-Innsbruck Roza Szabo ist von heut auf morgen verschwunden und es fehlt jede Spur von ihr. In ihrem Wohnzimmer liegt zudem eine männliche Leiche mit einer Tauchermaske.

Was ist geschehen, was sind die Hintergründe: ein alter Fall, spielt ihre Familie eine Rolle, hat Roza die Vergangenheit eingeholt? Warum hat sie nicht ihren Kollegen informiert, sondern ist wie vom Erdboden verschwunden?

Fragen, die sich Alexa & Bernhard stellen als eine Spur sie nach Deutschland an den Walchensee führt, aber die Ermittlungen geraten zusehends ins Stocken, auch wenn die Fragen bezüglich des Verschwindens immer mehr werden, doch eines wird immer klarer: Jemand ist hinter Roza her. Und sollten Alexa & Krammer Roza nicht rechtzeitig finden, könnte sie mit ihrem Leben bezahlen.

In den Ermittlungen überschlagen sich die Ereignisse, Spuren führen ins Nichts an deren Stelle neue Hinweise treten - für Jahn & Krammer bleibt kaum Zeit zum Luft holen; auch der Leser spürt die Schnelligkeit, Dringlichkeit & Spannung der Ereignisse, wird regelrecht in die Ermittlungen hineingezogen. Dennoch gelingt es der Autorin auch in Band vier die Balance zwischen Spannungsbogen & Ermittlungsarbeit auf der einen und Charakterentwicklung & Setting auf der anderen Seite zu halten. In den stillen Momenten kommt die Geschichte jedoch nicht zum Stillstand vielmehr ist sie durch Reflexion der Protagonisten geprägt. So baut sich nach und nach das Gesamtbild für den Leser auf, alles fügt sich zusammen, ist jedoch nie vollkommen durchschaubar. Der Leser wird durch Fragen der Protagonisten an sich selbst zum mitermitteln aufgefordert, verliert aber zu keinem Zeitpunkt durch den stringenten Handlungsaufbau den Überblick. Wie gewohnt führt die Autorin die verschiedenen Ermittlungsstränge in einem spannungsgeladenen Finale zusammen.

Dabei flicht die Autorin kleine, überaus interessante Details zu Land & Leute ein. Und verwendet gleichzeitig genau die richtige Portion Lokalkolorit in der Sprache der Protagonisten. Dieses dezente Zeichnen der Umgebung, der Landschaft, der Eigenheiten bestimmter Regionen und ihrer Bewohner ohne die eigentliche Krimihandlung zu überfachten, zeichnet für mich einen guten Regionalkrimi aus. Und Anna Schneider hat hier durch eine 1* verdient. Es werden aber auch immer wieder gesellschaftliche relevante Themen/Probleme in die Handlung eingeflochten und sei auch nur in einer kleinen Bemerkung. Dabei versucht die Autorin nicht den großen Wurf zur Lösung dieser Probleme zu liefern, vielmehr ist es ein Sensibilisieren für gesellschaftliche Fragestellungen, oftmals regionaler Natur, zu deren ein Jeder zur Lösung durch einen kleinen Beitrag beitragen könnte.

Anna Schneider baut in ihrem Kriminalroman von Beginn an schnell Spannung auf. Nicht zuletzt ihrer flüssigen Schreibweise ist es zu verdanken, dass ein konstanter Spannungsbogen über die gesamte Geschichte spürbar ist. Wie in den Vorgängerbänder wird dieses aus der jeweiligen Sicht der beiden Ermittler erzählt. Zwischendrin geben kursive Einschübe dem Leser zusätzliche Hinweise aus Sicht eines der Opfer und helfen tiefer in die Vorgeschichte in die Vorgeschichte einzutauchen. Dieses Element gibt dem Roman zusätzliche Facetten und erhöht die Spannung.

Besonderes Augenmerk hat die Autorin zusätzlich auf die Charakterentwicklung von Jahn & Krammer gelegt. Ihre bis dato sich eher als nebeneinander zu charakterisierende Tochter-Vater-Beziehung und auch Arbeitsweise entwickelt sich hin zu einem spürbaren Miteinander. Man fühlt eine deutliche Charakterentwicklung auf beiden Seiten, die ich in den Vorgängerbänden etwas vermisst hatte. Jahn & Krammer sind zwei eher aufbrausende Charaktere, die sich oftmals in ihren Gedanken verlieren. Durch ihre Selbstreflexion werden sich beide immer deutlicher ihrer Schwächen bewusst, erkennen zwischen ihnen bestehende Gemeinsamkeiten – langsam wächst ein schwaches Band der Zuneigung & Empathie zwischen Ihnen, was sich auch positiv auf die Zusammenarbeit der Beiden, aber auch auf die Beziehung von Alexa Jahn und ihren deutschen Kollegen Florian Huber auswirkt.

Für mich ein besonderer Punkt der „Jahn und Krammer ermitteln“-Reihe ist ebendiese persönliche Entwicklung der beiden Charaktere und ihrer Beziehung zu einander. Diese Sympathie verleiht der Reihe Tiefe, lässt ihre Handlungen & Denkweisen menschlicher & die Protagonisten mit ihren Stärken & Schwächen authentischer erscheinen.

 

Fazit

Besonders gefallen hat mir in Band 4 die Balance zwischen den Einzelelementen: neue Spuren & Hinweise, Aufarbeitung & Ermittlungsarbeit, aber auch Charakterentwicklung & Selbstreflexion der Ermittler – keines der Elemente dominiert oder erzeugt einen Abfall im Spannungsbogen. Fesselnd von Anfang bis zum Ende.

 5 - für eine gelungen Reihenfortsetzung & ausgezeichnete Mischung aus Spannung, Ermittlungsarbeit, aber auch Charakterentwicklung. 

Klare Leseempfehlung für alle Krimi-Fans, die eine gute Balance zwischen Crime, Setting & Charakterzeichnung lieben!

Ganz herzlichen Dank an den S.Fischer Verlag für das zur Verfügung stellen des Rezensionsexemplares.


Über das Buch

Titel: Grenzfall – In den Tiefen der Schuld (Jahn und Krammer ermitteln 4)

AutorIn: Anna Schneider

Verlag: S. Fischer Verlage

Erscheinungsdatum: 24.Januar 2024

ISBN/ASIN: ‎978-3596708192

Seitenzahl: 400 (Taschenbuch)

Genre: Kriminalroman, Regionalkrimi


Viele Grüße,

Mandy