Mathilda | Mary Shelley {Rezension}

Im Rahmen meines persönlichen Lesezieles neue AutorInnnen und bisher mir unbekannte Klassiker kennenzulernen, darf Frankenstein von Mary Shelley natürlich nicht auf meiner Leseliste 2025 fehlen.

Als ich dann bei Netgalley.de den zweiten Roman der Autorin - Mathilda - entdeckt habe, war dies die Gelegenheit Mary Shelley als Autorin des viktorianischen Zeitalters kennenzulernen

 


Klappentext

Mary Shelley schrieb mit »Frankenstein« einen wegweisenden Roman der Schwarzen Romantik. Auch in dem nachfolgenden Werk »Mathilda«, das erst über hundert Jahre später posthum veröffentlicht wurde, verarbeitete sie Themen wie Obsession, Empfindsamkeit und die Erhabenheit er Natur.

Die junge Mathilda wächst nach dem Tod ihrer Mutter einsam und ohne Zuwendung auf. Erst als ihr Vater aus seinem selbst auferlegten Exil zurückkehrt, wagt sie, auf Glück zu hoffen. Doch nach wenigen gemeinsamen Wochen legt sich ein Schatten über die Beziehung der beiden, und Mathilda droht in einen noch tieferen Abgrund zu stürzen...


Rezension

Mary Shelley's "vergessener Roman" Mathilda, der zu Lebzeiten der 1797 geborenen Autorin nicht verlegt wurde und erst 1959 durch die Herausgeberin Elizabeth Nitchie in den USA publiziert wurde, wurde am 26. Februar 2025 im Pendragon Verlag erstmalig in deutscher Sprache, übersetzt aus dem Englischen und mit Nachwort von Stefan Weidle, verlegt.

Er hat mich auch mit seiner besonderen Covergestaltung zusammen mit dem Klappentext vom ersten Moment angesprochen.

Nur ein paar wenige Sätze zum Inhalt vorab: Wir lernen Mathilda mit knapp 20 Jahren kennen. Sie lebt in selbstauferlegter völliger Abgeschiedenheit und einsam in einem Landhaus. Sie ist sich bewusst, dass sie zu diesem Zeitpunkt am Ende ihres Lebensweges angekommen ist und nimmt in einem Brief an einem Freund Abschied und vertraut ihm dabei die Dinge ihres Lebens an, wozu sie zu Lebzeiten nicht fähig war - was sich hinter ihrem Tod verbirgt.

Mathilda verliert ihre Mutter, zu der Mathildas Vater ein besondere Verbindg hatte, beirets mit ihrer Geburt. Um dem Schmerz über diesen Verlust zu entfliehen, verlässt Mathildas Vater England und gibt seine Tochter zur Obhut in die Hände seiner Schwester. Einer Frau, die ihr weder Liebe noch Wärme schenken kann. In der Einsamkeit der schottihschen Highlights wächst Mathilda umgeben von Natur und ihre inneren Tagträume. Als nach 16 Jahren Mathildas Vater aus dem der Abgeschiedenheit und dem Exil zurückkehrt, einer Zeit in dem sein Bild von Mathilda wuchs, um seine Tochter zu sich zu holen, haben sich beide schon viel zu lange in ihren Träumen und Vorstellungen übereinander verloren und einander idealisiert. Ein Bild dem keiner von beiden gerecht werden kann. Mit der Rückkehr und der Wiederveinigung mit ihrem Vater beginnt der Keim des Glücks in Mathildas Herzen zu wachsen und sie verlebt erstmals eine unbeschwerte, glückliche Zeit und die Zuneigung eines Mitmenschen. Doch bereits nach wenigen Wochen des Zusammenseins verdüstert sich die Stimmung ihres Vaters und Verbindung zwischen ihnen verändert sich in eine für sie beängstigende Art und Weise. In ihrem Bestreben an der durch zärtliche Zuneigung geprägten Beziehung zu ihrem Vater mit aller Macht festzuhalten versucht, setzt Mathilda eine Kette von Ereignissen in der obsessiven Vater-Tochter-Verbindungin Gange, die Mathilda an einen Abgrund bringen, der weit tiefer ist als die empfindsame junge Frau ertragen kann.


 

Mary Shelley schuf mit Mathilda ein tiefes, düsteres und seiner Gesamtheit dramatisches Werk,welches jedoch zur gleichen Zeit in seiner Gesamtheit die großen Themen der Autorin, Feinfühligkeit & Einsamkeit, mit der ihnen gebührenden Sanftheit & Feinheit aufgreift.Diese finden sich ebenso in den Charakteren der Protagonisten wieder.  

Mathilda - erzählt von Depressionen durch eine erzählende Protagonistin, die am eigenen Leid langsam zugrundegeht. Ob der schwere der Themen eine nicht leicht zu verarbeitende Lektüre spiegelt der Roman persönliche familiäre Abgründe & Verluste der Autorin wieder, die dunkle Schatten über ihr Leben warfen. Durch Mathilda lässt Mary Shelley den Leser Blicke auf eine verstörte und zerissene Seele werfen, die nicht in der Lage ist sich aus ihrem eigenen erschaffenen Abgrund zu befreien. Bis zum Ende bleibt sie in sich selbst gefangen.Gerade die wiederkehrende Beschäftigung mit diesem Gefangensein lässt an der ein oder andere Stelle das Gefühl aufkommen, dass die Geschichte ebenso in sich gefangen ist bevor die Autorin am Ende die Geschichte nochmal an Dynamik gewinnen lässt.

Mit Mathilda hat uns Mary Shelley eine melancholisch-poetische, tragisch-romantische, aber sehr intim erzählte Novelle hinterlassen, die stilistisch in ihrer Entstehungszeit zu verorten ist. Sie ist gekennzeichnet durch einen Klang und Intensität in der Sprache durch die Autorin den Leser mit einer beeindruckenden und psychologischen austarierten Empfindsamketi durch die Handlung und ihre Themen, aber auch die Charakterisierung eine Spannung in der Erzählung aufbaut. Nicht zuletzt liegt dem Ausdruck und der Schreibweise der Autorin etwas besonders inne: die Macht des Natürlichen, mit der sie beständig über das gesamte Werk glänzt.In Kombination entfaltet sich dem Leser gegenüber eine Sogwirkung durch die Geschichte. Nicht zuletzt hat die Autorin ihren Roman mit verschiedenen Anspielungen auf bedeutsame Werke der Weltliteratur unterlegt. Durch das Wissen über deren Hintergründe unterlegt die Autorin einmal mehr die Inhalte durch das Lesen zwischen den Zeilen.


Fazit

Mathilda - ein eine traurige Geschichte voller Romantik und Schmerz, welche  einen langen Nachhall beim Lesen erzeugt und die mich noch heute beschäftig.

Durch das Nachwort Stefan Weidle erfährt der Leser weitere Hintergründe zur Autorin und der Entstehung des Romanes, welche für mich sehr aufschlussreich waren und mir erweiterten Zugang zur Geschichte eröffnet haben. 

Ich hab mit dieser Novelle Mary Shelley für mich als Autorin entdeckt...

Vielen Dank an Netgalley.de und den Pendragon Verlag für das E-Book Rezensionsexemplar.

Über das Buch

Titel: Mathilda

AutorIn: Mary Shelley

ÜbersetzerIn: Stefan Weidle

Verlag:  Pendragon Verlag

Erscheinungsdatum: 26. Februar 2025

ISBN/ASIN: 978-3865328700

Seitenzahl: 196 (Hardcover)

Genre(s): Englische Literatur, Klassiker, Novelle, 

 

 



Content Note (kein Anspruch auf Vollständigkeit): Depressionen, Suizidgedanken, Suizid, Trauer & Tod

Viele Grüße,

Mandy