Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen | Alfred Kerr {Rezension}

"Eine zauberhafte Reise in ein Land, wo die Lagune perlmuttern glitzert und in den Lüften das Wunder webt." 

Diese Satz aus dem Klappentext zusammen mit dem Cover, dass für das Flair von Italien, von Venedig, auf wunderbare Weise transportiert hat mich dieses Buch auf sich aufmerksam gemacht.

Klappentext

Mit Alfred Kerr durch Italien

Der einflussreiche Kritiker und Feuilletonist der Jahrhundertwende war ein leidenschaftlicher Italien-Reisender. Die Menschen, »glutvoll und fein; zart und lustig; königlich und sanft«, lassen ihn Land und Landschaft als einen magischen Ort erleben, wo er allein »des Vorrats wegen« den herrlich süßen, zerrinnenden Teig des Pomeranzenkuchens lieber gleich in rauen Mengen isst. Mehr als einmal fragt er sich: Ist dies hier ein Nachgeschmack des Paradieses – oder ein Vorgeschmack?

Eine zauberhafte Reise in ein Land, wo die Lagune perlmuttern glitzert und in den Lüften das Wunder webt.
 

Leseeindruck



Der deutsche Schriftsteller Alfred Kerr (1867-1948) war als der einflussreichste Literatur- und Theaterkritiker seiner Zeit fast schon gefürchtet. Er war bekannt für seine überaus exakte Beobachtungsgabe, die u.a. auch seine sprachgewandten Literaturkritiken kennzeichnet. Auch ging Alfred Kerr sehr gern auf Reisen und hielt das dabei Erlebte in seinen Reisenotizen fest. In Zeiten, in denen es nur sehr wenigen vorbehalten Auslandsreisen zu tätigen, war vor allem Italien ein Ort der Reisesehnsucht – der Inbegriff des Südens. Auch Alfred Kerr war ein leidenschaftlicher Italien-Reisender.

Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen
von Alfred Kerr am 24. Mai 2024 im Aufbau Verlag als Neuerscheinung g verlegt, versammelt sie die drei Reisenotizen „Venezianisch“, „Hesperisch“ und „Eine Insel heißt Korsika …“; entstanden Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie bietet dem Leser einen Einblick durch die Städte Venedig, Rom, Padua und Messina. Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen bündelt Beobachtungen und Eindrücke der Italien-Aufenthalte des Autors, schildert seine Reisen mit poetischen Notizen und tiefgehenden Eindrücken und spiegelt dabei das Leben und die Kultur Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider. Dabei sind die Notizen weniger ein zusammenhängender Reisebericht als lose, fragmentarische Beobachtungen, Eindrücke & Gedanken, die Alfred Kerr während seiner Aufenthalte festgehalten hat. Der Autor schildert in seinen Reisenotizen nicht nur die italienische Landschaft, die Architektur und die Menschen & ihre Traditionen mit einer ihm ganz eigenen und besonderen Faszination. Der Autor nimmt den Leser mit auf seinen Weg durch zauberhafte Lagunenstädte, verwinkelte Gassen oder besucht mit ihm die pachtvollen Kirchen Italiens. In Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen umspannen die versammelten Fragmente von ganz wunderbaren, malerischen Beschreibungen von Land & Leuten bis hin zu Reflexionen über das Leben selbst, die Schönheit der Natur und der italienischen Kultur an der Schwelle des 19. zum 20. Jahrhunderts, denen eine besondere Tiefe innewohnt.

An dieser Stelle fällt es mir nun schwer meinen Leseeindruck zusammenzufassen:

Für mich ist Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen ein Buch mit einem gewissen Charme, der bereits mit dem Cover auf mich wirkte. Auch die Liebe des Autors zu Italien, dem Land und ihren Bewohnern, ihrer Kultur, welche Alfred Kerr mit einer ganz wunderbaren und poetischen Sprache transportiert, konnte ihre Wirkung entfalten, so dass die die Atmosphäre der italienischen Städte und die italienische Kultur zu Zeiten Alfred Kerrs spürbar wurde. Ganz besonders haben mir der Ortsbeschreibungen wie Venedig oder Rom gefallen, die etwas ganz Besonderes fast schon magisch-melancholisches versprühen.

Jedoch sind die im Buch enthaltenen Reisenotizen kein durchgehender Text. Vielmehr sind es lose, fragmentarische Notizen, in denen der Autor seine Eindrücke und Beobachtungen, aber auch Zeit- und Lokalkolorit zusammenfasst. An der ein oder anderen Stelle hat er dies mit Versen ergänzt. Auch sind es keine gewöhnlichen touristischen Beschreibungen, vielmehr Momentaufnahmen, Impressionen & Bilder, die Alfred Kerr vergleichbar Tagebucheinträgen festgehalten hat.

Da ich einen durchgängigen Reisebericht erwartet hatte, fiel es mir durch die fragmentarische Form der Erzählt, trotz der sehr poetischen Sprache, recht schwer dem Inhalt zu folgen und die einzelnen Elemente auf mich wirken zu lassen. Für Leser, die wie ich einen zusammenhängenden Reisebericht erwarten, kann dies das Leseerlebnis durchaus schmälern. Nachdem ich mich aber auf die Art des Textes einlassen konnte, konnte ich auch die Faszination des Autors am Land Italien, seinen Bewohnern und seiner Kultur immer wieder einmal, aber leider ebenfalls nur fragmentarisch spüren. Warum? Ebenso wie die versammelten Reisebeschreibungen selbst, folgen auch die einzelnen Notizen einander oftmals ohne einen klaren Zusammenhang und ein roter Faden war für mich an diesen Stellen nicht erkennbar.

In der Zusammenschau versammelt Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen fast poetische Texte voller Impressionen, sprachlich wunderbare Beschreibungen Italiens und seiner Kultur in der Zeit des Übergangs vom 19. zum 20. Jahrhundert, die eine ihnen ganz eigene Atmosphäre ausstrahlen. Die fragmentarische Erzählung als literarischer Stil hat durchaus ihre Berechtigung, aber konnte mich jedoch nicht vollends abholen.

 

Fazit

3⭐ - für wunderschöne & stimmungsvolle Italien-Eindrücke, die jedoch in einer sehr fragmentarischen Erzählweise dargestellt werden. Liebhaber kurzer & poetische Texte werden an den Italien-Berichten des Autors sicherlich ihre Freude haben. Wer jedoch einen zusammenhängenden Reisebericht erwartet, könnte an dieser Stelle enttäuscht sein. 

Vielen Dank an den Aufbau Verlag und Netgalley.de für das E-Book Rezensionsexemplar.

Über das Buch


Titel: Ja, es ist ein Zauberort: Italienische Reisen

AutorIn: Alfred Kerr

Verlag:  Aufbau Verlag

Erscheinungsdatum: 14. Mai 2024

ISBN/ASIN:B0CNPXNNPB

Seitenzahl: 177 (E-Book) 

Genre(s): Nicht-fiktionale Literatur, Reisebericht

 

 

 

Viele Grüße,

Mandy