Bücher gegen das Vergessen | Buchempfehlungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 3. Januar 1996 wurde der 27. Januar, dem Tag im Jahre 1945 an dem Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau, des größten Vernichtungslagers des NS-Regimes befreite, als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus durch Bundespräsident Roman Herzog als jährlicher Gedenktag proklamiert.

Er ist dem Gedenken  alle Opfer des beispiellosen totalitären NS-Regimes, dem Gedenken "der Entrechteten, Gequälten und Ermordeten: der europäischen Juden, der Sinti und Roma, der Zeugen Jehovas, der Millionen verschleppter Slawen, der … Zwangsarbeiter, der Homosexuellen, der politischen Gefangenen, der Kranken und Behinderten, all derer, die die nationalsozialistische Ideologie zu Feinden erklärt und verfolgt hatte. Wir erinnern … auch an diejenigen, die mutig Widerstand leisteten oder anderen Schutz und Hilfe gewährten.“[1]

 


 

Roman Herzog führte in seiner Rede aus:

Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.- Bundespräsident Roman Herzog [2] -

Dieser Aufforderung folgend möchte ich am diesjährigen Gedenktag vier Bücher gegen das Vergessen vorstellen, denn #niewiederistjetzt.

 

Februar 33: Der Winter der Literatur | Uwe Wittstock

Erschienen am 15. Februar 2022 im C.H. Beck Verlag  zeichnet der Autorin in Februar 33: Der Winter der Literatur ein sehr dichtes Bild einer ungeheuren Zeit. Anhand von Einzelschicksal einer Vielzahl damaligen Literaturschaffenden, unter ihnen u.a. Bertold Brecht & Helene Vogel, Heinrich Mann, aber auch Gabriele Tergit oder Oskar Maria Graf & Mirjam Sachs rekonstruiert er die dramatischen Ereignisse, der der Machtergreifung durch die NSDAP am 31 Januar 1933 folgen. 

Ein aus der Unmittelbarkeit des Erlebens erzähltes Lehrstück darüber, wie wenige Menschen selbst in einem Milieu, von dem man mehr Widerstandspotenzial erwartet hätte, zu einer unkompromittierbaren Haltung fähig waren. - Badische Zeitung -

Das Buch erscheint dem Leser furchteinflößend, aber zu gleich auch mitreißend. Uwe Wittstock gelingt es allein mit der Macht und Wirkung der Sprache den Leser durch eine sich innerhalb nur weniger Tage, weniger Wochen veränderten Welt zu führen. Wittstock schildert den Eintritt in die dunkelsten Stunde deutscher Geschichte. Aber nicht nur das, ihm gelingt dabei auch die Verdeutlichung wie zerbrechlich, wie fragil Freiheit ist und sein kann und das sie nicht als selbstverständlich erachtet werden kann, nicht als selbstverständlich erachtet werden sollte

Klappentext

Es ging rasend schnell. Der Februar 1933 war der Monat, in dem sich auch für die Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Uwe Wittstock erzählt die Chronik eines angekündigten und doch nicht für möglich gehaltenen Todes. Von Tag zu Tag verfolgt er, wie das glanzvolle literarische Leben der Weimarer Zeit in wenigen Wochen einem langen Winter wich und sich das Netz für Thomas Mann und Bertolt Brecht, für Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin und viele andere immer fester zuzog.

Montag, 30. Januar. Joseph Roth will die Nachrichten, die der Tag bringen wird, nicht mehr in Berlin abwarten. Schon früh morgens fährt er zum Bahnhof und nimmt den Zug nach Paris. Thomas Mann in München derweil kümmert sich die kommenden zehn Tage kaum um Politik, dafür umso mehr um seinen Vortrag über Richard Wagner. Immer ganz dicht an den Menschen, entfaltet Uwe Wittstock ein Mosaik der bedrohlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers «Machtergreifung», die auch für die Literaten in Deutschland in die Katastrophe führten. Er vergegenwärtigt die Atmosphäre dieser Tage, die von Angst und Selbsttäuschung unter den Schriftstellern, von Passivität bei den einen und Entschlossenheit bei den anderen gezeichnet ist. Wer schmiegt sich den neuen Machthabern an, wer muss um sein Leben fürchten und fliehen? Auf der Grundlage von teils unveröffentlichtem Archivmaterial entsteht ein ungeheuer dichtes Bild einer ungeheuren Zeit. 

 

Über das Buch

AutorIn: Uwe Wittstock

Herausgerber: C.H.Beck Verlag

Erscheinungstermin: 15.02.2020 

Seiten: 288 (Hardcover)

ISBN:  978-3406776939

Genre(s): Biographie, Deutsche Literatur, Sachbuch

 

 

 


Noah: Von einem der überlebte | Noak Klieger, Takis Würger

Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so. - Noah Klieger in Noah: Von einem der überlebte · Takis Würger -

Takis Würger dokumentiert, in seinem am 11.Mai 1923 erschienen biographischen Sachbuch, eindringlich die Lebensgeschichte des Juden Noah Klieger bginnend mit seiner Kindheit im Frankreich der 1920er Jahre, seinem Überleben in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten bis zu seinem Engagement für die Staatsgründung Israels. 

Diese Zeitzeugendokument bewahrt vor dem Vergessen der Erinnerungen an das dunkelste Kapitel der Menschheitsgeschichte, den Verbrechen der deutschen Nationalspzialisten am jüdischen Volk. Es ist bewegend, es geht ans Herz, es klärt auf, aber vor allem es ist wichtig. Gleichzeitig ist es ein Buch, welches die notwendigen Erinnerunge an die Geschichte nach dem Holocaust bewahrt. 

 

Klappentext

Noah Klieger war 13, als er sich während der deutschen Besatzung Belgiens einer jüdischen Untergrundorganisation anschloss und half, jüdische Kinder in die Schweiz zu schmuggeln. Noah Klieger war 16, als er im Morgengrauen als Häftling in Auschwitz ankam, bei Minusgraden. Noah Klieger hatte noch nie geboxt, als am Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager gefragt wurde, ob sich Boxer unter den Häftlingen befänden und seine Hand nach oben ging. Die tägliche Sonderration Suppe für die Mitglieder der Boxstaffel von Auschwitz ließ ihn lange genug überleben. Noah Klieger war 20, als die Konzentrationslager befreit wurden. Er hat drei Todesmärsche und vier Konzentrationslager überlebt in einer Zeit, in der ein Wort, eine gehobene Hand oder ein Schritt den Tod bedeuten konnten oder das Leben. Auch in den dunklen, eiskalten Stunden fand er Hoffnung, fand er Kämpfer für den Widerstand gegen die Deutschen, fand er Verbündete, die mit ihm Kartoffeln stahlen, fand er einen Arzt, der ihm das Leben rettete, fand er List und Glück und einen letzten Laib Brot. 

 

Über das Buch

AutorIn: Takis Würger

Nachwort: Sharon Kangisser Cohen, Alice Klieger

Herausgerber: Penguin Verlag

Erscheinungstermin: 15.05.2023

Seiten: 188 (Hardcover)

ISBN: 978-3328601678

Genre(s): Biographie, Sachbuch

 




Ich überlebte: Ein Mädchen auf Schindlers Liste | Rena Finder & Joshua M. Greene

 

 Ein erschütterndes Dokument. … Man kennt diese Geschichte aus Steven Spielbergs Spielfilm ‚Schindlers Liste′, doch in Finders Buch bekommt sie eine größere Kraft und Unmittelbarkeit, weil die Autorin sie selbst erlebt hat. … Ihr bewegendes Buch endet mit einem Appell an ihre jungen Leser, sich für Ausgegrenzte einzusetzen: ‚Steht für sie ein – und nicht nur unbeteiligt dabei. - Christian Schröder · Tagesspiegel Online (08.07.2022) -

Rena Finder, geboren 1929 in Krakau, Polen, stand auf Schindlers Liste, hat den Holocaust überlebt. In ihrem als Kinderbuch veröffentlichten Zeitzeugenbericht schildert sie als eine der letzten Holocaust-Überlebenden gemeinsam Joshua M. Greene eindrücklich und schonungslos den schrecklichen Überlebenskampf während des Holocaust. Dabei merkt man der Autorin Finder appelliert aber auch an den gegenseitigen Respekt aller Menschen und regt den Lesenden zum kritischen Nachdenken an, insbesondere über die Zuverlässigkeit erzählter Geschichte an.

 

Klappentext

Die wahre Geschichte einer der letzten Überlebenden des Holocausts. Rena Finders eindrücklicher Zeitzeugenbericht ist ein Appell, Antisemitismus und Hass keine Chance zu geben.

Kurz nachdem die Nationalsozialisten Polen überfallen haben, werden die elfjährige Rena und ihre Familie gezwungen, in das jüdische Ghetto von Krakau zu ziehen. Hunger und harte Arbeit bestimmen den Alltag, und Rena muss immer wieder mitansehen, wie Freunde und Familie deportiert werden. Durch eine glückliche Fügung kommen ihre Mutter und sie in der Fabrik von Oskar Schindler unter. Ihre Namen landen auf der Liste, die später als "Schindlers Liste" weltweit bekannt werden wird, und sie überleben. Dieses Buch ist Renas Zeitzeugenbericht, eindrücklich und bestürzend und doch auch voller Hoffnung auf bessere Zeiten.

 

Über das Buch 

AutorIn: Rena Finder, Joshua M. Greene

ÜbersetzerIn: Manuela Knetsch

Herausgerber: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Erscheinungstermin: 14.03.2022

Seiten: 112

ISBN:  978-3446272385

Genre(s): Biographie, Kinderbuch, Sachbuch





Das Lügenlabyrinth | Paul Binnerts

In Das Lügenlabyrith, erschienen im unabhängigen Arco-Verlag, schildert der Autor Paul Binnerst das Schicksal jüdischer Personen in den Niederlanden während der nationalsozialistischen Besatzung auf authentisch und einfühlsame Weise in Form einer fiktionalen Erzählung kombiniert mit autobiographischen Anteilen. Hierbei bettet der Autor autobiographie Versatzstücke seiner Familiengeschichte als Kommenentare in die Erzählung ein.

 

Der Roman Paul Binnerts zeichnet sich dabei durch eine sehr intensive Recherchearbeit aus. Der Autor zeichnet so detailreich das Funktionieren des deutschen Verwaltungsapparats nachvollzieht sowie dessen katastrophalen Auswirkungen für die Bevölkerung nach.

Nicht, daß ich nicht genau wußte, was passiert war, hielt mich ab, ein Buch darüber zu schreiben, was sich in den Kriegsjahren in meinem Elternhaus in Den Haag abgespielt hatte, sondern hauptsächlich, daß wir es mit heiler Haut überlebt hatten. Dann darf man sich nicht beschweren. Es gab sechs Millionen Mal schlimmeres Leid. - Paul Binnerts · Das Lügenlabyrinth · Nachwort -

 

Klappentext 

Es gibt eine Erinnerung, die Paul Binnerts von seinem Vater geblieben ist. Die Erinnerung an ein Kästchen – darin der »gelbe Stern«, der auf seiner Frau, Pauls Mutter, lastete. Aber nach dem Tod des Vaters verschwand, was sich dem Sohn eingeprägt hat, als wäre es eine Täuschung. Da gelangt ein grüner Ordner in seinen Besitz: Was sich darin findet, spiegelt Erfahrungen seiner Eltern. Und wirft Fragen auf. Die Antworten auf sie sucht Paul Binnerts … und findet den Roman seines Vorlebens und seiner ersten Lebensjahre. Langsam füllen sich die Leerstellen, und er erzählt die Geschichte, die es war oder nicht war, aber die es hätte sein können. Es ist die Geschichte des jungen Bert Meijer van Leer und der Seinen. Es ist die Geschichte seines Motorrads, einer funkelnagelneuen Zünddapp 600, deutsches Fabrikat. Und es ist die Geschichte, die ab dem 10. Mai 1940 mit der deutschen Wehrmacht über Den Haag und die Niederlande hereinbricht wie aus heiterem Himmel. Die deutschen Besatzer errichten ein Lügenlabyrinth, mit dem sie immerzu täuschen. Und Bert lernt blitzschnell das gefährliche Spiel mit der Unwahrheit. Die Deutschen, die nicht ahnen, daß er Jude ist, halten ihn auf der Jagd nach Kunstschätzen für einen gewitzten, geschäftstüchtigen Partner bei der Ausbeutung der Holländer. Und für viele Juden wird er wiederum zum Hoffnungsträger, ihr Hab und Gut, Leib und Leben retten zu können. Denn es wird bald zur Frage über Leben und Tod, wer man ist oder vielmehr: wie jüdisch man ist. Am Ende geht es nur noch um sie selbst – um Bert und seine nicht-jüdische Frau Lien, um seine Schwester Emmeke und den Schwager Joost, um deren kleines Kind, um ihre alte Mutter. Alle sehr verschieden, suchen sie nach Wegen, sich zu wehren und am Leben zu bleiben. Das Lügenlabyrinth ist eines ungewöhnlichsten Bücher, die je über die Schoah geschrieben wurden. Es ist Dokument einer Spurensuche des Verfassers und zugleich historische Chronik wie Fiktion. Eine Erfindung von höchster Wahrheit. Die gesicherte Familiengeschichte des Paul Binnerts und das Leben seiner Romanfiguren fließen ineinander, und entfalten einen Sog, ihr Schicksal zu erfahren.

Über das Buch

AutorIn: Paul Binnerts

ÜbersetzerIn: Ulrich Faure

Herausgerber: Arco-Verlag

Erscheinungstermin: 19.10.2022

Seiten: 516 (Hardcover)

ISBN:  978-3965870451

Genre(s): Autobiographie, Niederländische Literatur, Roman




 

Quellen

[1] Bulletin Nr. 13-1 der Bundesregierung vom 27. Januar 2008: 27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – Gedenkstunde des Deutschen Bundestages am 27. Januar 2015 – Ansprache des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. 

[2] Proklamation des Bundespräsidenten (1996)

 





Viele Grüße,

Mandy